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Was ist eine fachkundige individuelle Begleitung (FiB)?

Jessica Haldner erzählt über ihre Erfahrung.

Wie können Lernende möglichst gut auf ihren Lehrabschluss vorbereitet werden? Bei der zweijährigen Grundbildung mit eidg. Berufsattest (EBA) haben sie Anrecht auf eine FiB. Jessica Haldner hat das Certificate of Advanced Studies FiB absolviert und berichtet über ihre Erfahrungen.


Jessica Haldner, Lehrperson Wirtschaft und FiB

Das wichtigste Ziel der FiB ist es, Lernende zu einem erfolgreichen Lehrabschluss zu verhelfen. Lernerfolg bzw. Lernschwäche ist oft mit der Biografie der Lernenden verknüpft und damit mit ihrem persönlichen, betrieblichen und sozialen Umfeld. Darum berücksichtigt die FiB alle bildungsrelevanten Aspekte.

Lernende fachkundig und individuell begleiten
Die Umsetzung der FiB steht den Kantonen grundsätzlich frei. Im Kanton Thurgau ist die Klassenlehrperson für die FiB zuständig. Mit regelmässigen Standortgesprächen erfasst sie die Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie Gefährdungen der Lernenden. Sie begleitet und berät die Lernenden bei Bedarf und im Rahmen der Möglichkeiten. Gehen die Bedürfnisse der Lernenden über die Fähigkeiten der Lehrperson hinaus, vermittelt sie geeignete Beratungs- und Fachstellen. Die Klassenlehrperson ist auch Ansprechpartner für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner in den Betrieben.

Am BZWW werden Büroassistentinnen und Büroassistenten EBA in der zweijährigen Grundbildung ausgebildet. Um sie als FiB-Lehrperson zu begleiten, habe ich im Frühjahr 2017 die zweijährige Weiterbildung CAS FiB an der Pädagogischen Hochschule Zürich abgeschlossen. Die Module «Adoleszenz-Krise oder psychische Störung?» sowie «Coaching» waren für mich sehr bedeutsam. Sie verhalfen mir, Jugendliche besser zu verstehen, Ressourcen und Stärken zu deuten und Grenzen zu erkennen.

Adoleszenz-Krise oder psychische Störung?
Das Modul «Adoleszenz-Krise oder psychische Störung?» gab mir eine Orientierung, wie ich anhand von Beobachtungen die Risikofaktoren bei Jugendlichen erkennen und einschätzen kann. Dabei wurde mir wieder bewusst, dass der Frontal-Cortex bei Jugendlichen eine Baustelle und das Ursache-Wirkungs-Denken noch nicht ausgeprägt ist. Eine für mich bleibende Erkenntnis bezieht sich auf das Thema Selbstverletzung: Im CAS lernte ich, dass Selbstverletzungen in der Adoleszenz häufig vorkommen. Sie sind ernst zu nehmen, aber auch nicht zu überdramatisieren.

Im Modul «Coaching» standen das Erlernen der Coaching-Ansätze mit der Prozesssteuerung und den Fragetechniken für die Standortgespräche im Fokus. Zu beraten und dabei möglichst keine Ratschläge zu geben, stellte sich als grosse Herausforderung dar. Ich lernte, dass Lösungsansätze in Coachings immer von den Lernenden zu erarbeiten sind. Die Aufgabe des Coachs ist es, ihnen Strukturen zur Orientierung zu geben und Erfolgserlebnisse aufzuzeigen. Vertrauen, Transparenz, Verbindlichkeit, Authentizität und Geduld sind hierfür wesentlich.

Ich freue mich sehr darauf, ab dem Schuljahr 2017/18 meine erste Klasse auf EBA-Stufe als FiB-Lehrperson zu begleiten und die Lernenden auf ihren Lehrabschluss vorzubereiten.

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