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Begabtenförderung im Thurgau

Lernende wollen gefördert werden.

Lernende wollen gefördert werden. Auch solche, die besonders begabt sind. Mit dem neuen Atelier ‹Psychologie und Philosophie im Alltag› wird Begabtenförderung im Thurgau etabliert. Eine Vorstellung des neuen Angebots.


Robert Langnickel, Lehrperson Sozialwissenschaften

Lange war die Förderung von Lernenden stark defizitorientiert. Unter Inklusion wurde dabei gewöhnlich ‹nur› die Teilhabe von Lernenden mit Beeinträchtigung verstanden. Der Einbezug von Begabten war entweder auf Menschen mit einer besonderen Begabung beschränkt, bei denen zugleich eine Beeinträchtigung vorlag. Oder es wurde auf Begabte fokussiert, die aufgrund ihrer Begabung Stigmatisierungen ausgesetzt waren.

Mit dem neuen ‹Atelier Psychologie und Philosophie im Alltag› erfolgt ein Paradigmenwechsel. Die Schulleitung des BZWW hat mit dem Amt für Berufsbildung und Berufsberatung Thurgau und einer Projektgruppe die nötigen Rahmenbedingungen für Begabtenförderung im Thurgau geschaffen. Das Angebot richtet sich gezielt an besonders leistungsstarke und hochmotivierte Lernende und fördert diese in folgenden Bereichen:

1. Wissenschaftspropädeutik:
Es soll ein Vorverständnis für die Themen, Theorien und Methoden der akademischen Psychologie und Philosophie vermittelt werden. Insbesondere die philosophischen Gedankenexperimente führten bei den Lernenden zum Staunen – und eben dieses Staunen ist nach Aristoteles der Beginn des Philosophierens.

2. Selbst- und Fremdreflexion:
Auf Grundlage des erworbenen Wissens und durch den systematischen Perspektivwechsel sollen bei den Lernenden Prozesse der Selbst- und Fremdreflexion angeregt werden. Diese tragen wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden bei. Insbesondere bei den Themen Emotionen und Traum wandten die Lernenden die neu erworbenen Kenntnisse rege auf ihre Mitwelt an.

3. Interdisziplinarität:
Die Themen im Atelier – Traum, Emotionen und Zeit – werden stufengerecht wie auch unter Einbezug der Psychologie und der Philosophie als empirische bzw. theoretische Wissenschaft behandelt. Damit wird die Multiperspektivität der Wissenschaft mit ihren unterschiedlichen Forschungsparadigmen vermittelt. Hierzu werden den Lernenden im Atelier zu den jeweiligen Themen klassische und aktuelle psychologische Experimente sowie philosophische Gedankenexperimente nachvollziehbar vor- und gegenübergestellt. Dadurch soll die oftmals unhinterfragte Spaltung der Wissenschaft in Natur- und Geisteswissenschaften vermieden werden und ein die Disziplinen übergreifendes Denken eingeübt werden – eine Herausforderung, welche die Lernenden begeistert annehmen.

Das Begabtenatelier stellt einen weiteren Baustein im Portfolio des BZWW dar und ermöglicht Lernenden mit einer Höher- und Hochbegabung auch ausserhalb des Klassenverbandes ein gemeinsames Lernen und Austauschen. Dadurch werden diese Lernenden optimal gefördert und inkludiert. Inklusive Pädagogik bedeutet eben, dass eine Schule auf alle Formen der Begabung eingeht und besonders begabte Lernende – wie andere Jugendliche auch – gefördert, anerkannt und geschätzt werden.

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