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Aktive Kommunikation statt Leiden

Was hat sich seit der Gründung der Schule getan

Seit 20 Jahren entsendet das BZWW Lernende nach Südfrankreich – in die Sprachschule Centre International d’Antibes (CIA). Pädagogischer Leiter der Schule ist Alexandre Garcia. Im Interview zeigt er auf, was sich seit der Gründung der Schule getan hat und wie Französisch als Sprache an Attraktivität gewinnen kann.


Roland Stoller, Lehrperson Französisch, Englisch

Alexandre, die Schule CIA gibt es seit über 30 Jahren. Was kannst du uns über die Gründung sagen?
1985 hat Bernhard Bianchi die Schule in Antibes gegründet. Eigentlich wäre ihm Nizza lieber gewesen. Da es dort bereits eine Sprachschule gab, schaute er sich in Antibes um. Die wunderschöne Altstadt bezauberte ihn so sehr, dass er nicht lange zögerte und sich für Antibes entschied.

Heute ist das CIA die grösste Sprachschule in Südfrankreich mit über 7000 Lernenden pro Jahr. Wie erklärst du diesen Erfolg?
Wir haben in den letzten Jahren sehr viel Zeit, Arbeit und Geld in unsere Schule investiert. Die Infrastruktur wurde verbessert und im Unterricht wenden wir die neusten Methoden an.

Die meisten Studentinnen und Studenten kommen sicher aus der Schweiz, oder?
Nein, nicht wirklich. Unsere Klientel kommt aus der ganzen Welt:
∙ Ein Drittel sind Individual-Studentinnen, Individual-Studenten. Sie kommen aus Russland, Ungarn, Tschechien, Polen, Amerika, Brasilien und der Schweiz.
∙ Ein Drittel sind ‹Junior›, das heisst 14- bis 17-jährige Lernende aus der ganzen Welt.
∙ Ein Drittel sind Schulklassen wie die vom BZWW. Es kommen auch Klassen aus Italien, Polen, Deutschland und sogar aus Südamerika und Simbabwe.

Du bist seit 25 Jahren Lehrer und pädagogischer Leiter an dieser Schule. Wie hat sich der Unterricht in diesen Jahren verändert?
Früher war Französischunterricht Leiden und Schmerz (‹souffrance et douleur›). Er bestand aus Diktaten, Drill und Schreibübungen. Das einzige Diplom war die ‹Alliance Française›, die von einer nichtstaatlichen Organisation betreut wurde. Heute steht die Kommunikation im Vordergrund, also das Sprechen, Lesen, Hören und Schreiben. Diese vier Kompetenzen werden im DELF getestet. Wie das BAC (franz. Matur) wird auch das DELF vom französischen Staat betreut.

Welches war dein schönstes Erlebnis als Angestellter des CIA?
Vor etwa zehn Jahren besuchte Herr Miyazaki, ein 80-jähriger Japaner, unsere Schule. In den folgenden Jahren belegte er mehrere Intensivkurse und schloss im Alter von 86 Jahren mit dem DALF C1 ab. Dies war eine solch ausserordentliche Leistung, dass sogar die südfranzösische Zeitung ‹Nice Matin› einen Artikel über Herrn Miyazaki veröffentlichte.

Welches war deine grösste Enttäuschung?
2009 habe ich mit viel Enthusiasmus die Plattform ‹Français et Vous› für Lehrpersonen ins Leben gerufen. Leider haben sich nicht einmal die Lehrpersonen meiner Schule dafür interessiert. Seit zwei Jahren engagieren sich doch noch einige Kolleginnen und ich hoffe, dass das Projekt nun ein Erfolg wird.

Gegen die englische Sprache hat das Französisch einen schweren Stand. Was können wir tun, damit unsere Lernenden mit mehr Freude Französisch lernen?
Wie bereits gesagt: Wir müssen vom schlechten Image ‹souffrance et douleur› wegkommen und statt Diktaten und Drill aktive Kommunikation lehren.

Seit bald 20 Jahren entsendet das BZWW Lernende nach Antibes. Wie beurteilst du die Zusammenarbeit mit Weinfelden?
Unsere Zusammenarbeit ist sehr freundschaftlich, aber auch äusserst professionell. Wir verstehen, dass Weinfelden keine ‹Ferienkurse› möchte, sondern Intensivkurse mit 50 Stunden Unterricht und kulturellen Anlässen sowie Exkursionen.

Wie sieht deiner Meinung nach Französischunterricht in 30 Jahren aus?
Klar, die Technik und die Elektronik werden eine immer wichtigere Rolle spielen. Doch wollen viele Menschen nach wie vor die französische Sprache erleben und deren kulturellen Hintergrund spüren. Und dafür braucht es auch in 30 Jahren Lehrpersonen wie wir zwei, welche die Freude an der Sprache weitergeben wollen.

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