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Stiftung Jugendförderung Thurgau prämiert Lernende

6 Lernende erhalten Auszeichnung

Die Stiftung Jugendförderung Thurgau prämiert jedes Jahr die besten Selbständigen Arbeiten (SA) und Interdisziplinäre Projektarbeiten (IDPA) der lehrbegleitenden Grundbildung. Dieses Mal haben Arbeiten zu den Themen Rinderhaltung, Zwillingsbeziehung, Nachhaltigkeit von Schweizer Äpfeln, Lehrplan 21 und Fast Fashion überzeugt.


Michèle Stäheli, Juryleitung BZWW
27. November 2020


Prämierung der Lernenden (v. l. n. r.: Martin Briner von der Halterstiftung, Rebecca Schwarz, Andrina Schneider, Patrizia Stutz, Aline Rüegg, Melanie Stadler, Michèle Staeheli, Juryleitung BZWW)

Auch dieses Jahr hat es sich die Jury nicht leicht gemacht und alle SA und IDPA eingehend geprüft. Letztlich haben diese 6 Lernenden überzeugt und sind mit dem Preis der Jugendförderung Thurgau ausgezeichnet worden:

Eine Frage der Haltung (von Rindern)
von Aline Rüegg, Grundbildung KV, Klasse KE17-20b

Die Lernende Aline Rüegg absolvierte ein Austauschjahr in Argentinien. Dabei wohnte sie bei einer Familie, die zwei Campos (Bauernhöfe) in der Provinz Buenos Aires besitzt. Ihr Aufenthalt inspirierte sie zur SA mit der Fragestellung: «Wie/Wieso unterscheiden sich die landwirtschaftliche Nutzung und Haltung von Kühen in der Schweiz und in Argentinien?»

Durch die eigene Erfahrung und Interviews kam Aline Rüegg zum Schluss, dass in der Schweiz wie in Argentinien die Bauern unter dem Leistungsdruck durch die Wirtschaft stehen. Um als Betrieb überleben zu können, müssen sie möglichst effizient produzieren. Die Rahmenbedingungen sind sehr unterschiedlich. In der Schweiz kommt der Druck vor allem von der EU. In Argentinien ist die schlechte Wirtschaftslage immer wieder eine neue Herausforderung. Mit den Subventionen erhalten die Bauern in der Schweiz Unterstützung. Dafür sind sie verpflichtet, sich an Regeln zu halten. Die argentinischen Bauern haben da zwar freie Hand, erhalten aber keine Subventionen.

Wegen den geografischen Begebenheiten werden die Kühe in den beiden Ländern sehr unterschiedlich gehalten. Durch die wirtschaftliche Entwicklung Argentiniens hat sich insbesondere die Nutzung stark verändert. Heute nutzen sie mit Vorliebe das Fleisch. In der Schweiz blieb die Nutzung im Wesentlichen gleich. Die Fleisch- ergänzt die Milchwirtschaft. Moderne Technologien machen die Produktion wirtschaftlicher. Insbesondere bei der Produktion von Milchprodukten wie Käse, Joghurt und Butter ist das gut erkennbar.

Am meisten hat Aline Rüegg überrascht, dass die Schweiz mehr Milch als Argentinien Fleisch produziert.

Zwillingsbeziehung
von Patrizia Stutz, Grundbildung KV, Klasse KE17-20b

Mit dieser SA untersuchte die Lernende Patrizia Stutz, wie sich die Beziehung zwischen Zwillingsschwestern und Zwillingsbrüdern durch die Pubertät verändert. Sie machte Umfragen mit 16 Zwillingsmädchen und 16 Zwillingsbuben im Alter zwischen 15 und 22 Jahren. Die Fragestellung lautete: «Wird die Beziehung zwischen Schweizer Zwillingsmädchen durch das Erwachsenwerden besser als jene von Schweizer Zwillingsbrüdern?»

Ziel der Untersuchungen war, die Unterschiede und die Entwicklung von Zwillingsbeziehungen durch die Pubertät anhand von beiden Geschlechtern herauszufinden. Patrizia Stutz Fazit: Die These kann widerlegt werden. Aus den Umfragen wird klar, dass die Zwillingsbrüder schon seit klein auf eine sehr enge Beziehung zueinander pflegen. Durch die Pubertät und den Abstand verändert sich diese nicht. Die Zwillingsmädchen durchleben vor allem während der Pubertät oder davor mehrere Hürden. Besonders Eifersucht spielt eine grosse Rolle in der Beziehung der Schwestern. Trotz den Zickereien haben auch die Schwestern einen starken Bezug zueinander.

Nachhaltigkeit der Schweizer Äpfel
von Melanie Stadler, Grundbildung KV, Klasse KE17-20f

Der Apfel ist Spitzenreiter, wenn es um die Beliebtheit des Schweizer Obstes geht. Rund 15 kg Äpfel werden pro Kopf und Jahr verspeist. Allein im Kanton Thurgau werden auf rund 1'600 Hektaren Obstkulturen angebaut. Mit dieser Fläche, die rund 2'000 Fussballfeldern entspricht, ist der Kanton der grösste Obstbaukanton des Landes. (Arenenberg, 2019)

In ihrer Kindheit hat Melanie Stadler viele Äpfel verspeist, ohne über die Produktion nachzudenken. Doch bei dem hohen Apfelkonsum müsste die Produktion Auswirkungen auf die Umwelt haben. Daher interessierte Melanie Stadler, wie die wichtigsten Apfelsorten produziert werden und welche Einflüsse die Produktion auf die Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Umwelt haben.

These: «Grossverteiler in der Schweiz verkaufen wenig nachhaltig produzierte Apfelsorten.»

Das Resultat: Es gibt unzählige Apfelsorten, von denen nur ein Bruchteil in den Schweizer Verkaufsläden zu finden ist.  Die meisten angebotenen Apfelsorten sind anfällig für Krankheiten (Bakterien, Pilze, Insekten), haben einen mittelmässig bis schlechten Ertrag oder mangeln an anderen agronomischen Eigenschaften. Diese Merkmale verursachen oftmals einen grossen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM), um den geforderten Ertrag zu erzielen. Trotz besser geeigneten Sorten wird an den Bekannten festgehalten, da diese gewinneinbringend sind. Eine Änderung wird zurzeit von den Grossverteilern nicht erwünscht. Obwohl die PSM wenig Auswirkungen auf die Konsumentinnen und Konsumenten haben, können sie für die Umwelt ein Problem darstellen.

Die These kann jedoch widerlegt werden. Im Gegensatz zum Ausland gibt es in der Schweiz strenge Vorschriften zur Nutzung von PSM. Die zugelassenen Mittel werden stetig überarbeitet und Antibiotika sind verboten. Die verschiedenen Sicherheitsmassnahmen (wie Beachtung des Bienenfluges oder Abstände zu Gewässern) unterstützen die Flora und Fauna. Weiter werden nahezu alle Äpfel im Verkauf in der Schweiz angebaut und haben kurze Transportwege.

Der Staat hat bereits 2017 einen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel ins Leben gerufen, um die Umwelt vermehrt zu schonen und so dem Nachhaltigkeitstrend der Bevölkerung nachzukommen. Um eine Verbesserung zu gewährleisten, benötige es ein Umdenken der Bevölkerung, um von der Perfektion wegzukommen. Obst müsse nicht perfekt sein, dies stünde der Nachhaltigkeit im Weg.

«Abschliessend kann man sagen, der Apfel ist ein sehr gesundes, unbedenkliches Nahrungsmittel, das man viel öfters konsumieren sollte.» (Müller, 2019)

Lehrplan 21
von Andrina Schneider & Rebecca Schwarz, BM1 - Wirtschaft und Dienstleistungen, Typ Wirtschaft, Klasse M1W17-20a

Bis zur Einführung des Lehrplans 21 verfügte der Thurgau über vier verschiedene Lehrpläne. Dabei gab es für jede Stufe einen separaten Lehrplan. Zudem kam im Jahr 2009 ein Englischlehrplan für die Primarschule hinzu. Der Lehrplan 21 ersetzte die bisherigen Lehrpläne und gliederte sie so, dass nur noch ein Lehrplan benötigt wird. Im Thurgau wird er Lehrplan Volksschule Thurgau genannt.

Andrina Schneider und Rebecca Schwarz untersuchten, was sich verändert hat. Sie wollten wissen, wie der Prozess der Einführung verlaufen ist. Dazu haben sie folgende These aufgestellt: «Der Lehrplan 21 unterscheidet sich praktisch nicht vom alten Lehrplan, deswegen ist es ein Leichtes, den Lehrplan 21 im Thurgau einzuführen.»

Die Lehrplanentwicklung wurde präzise aufgearbeitet und mit vielen guten Quellen wie Interviews unterstützt. Der erste Teil der These «Der Lehrplan 21 unterscheidet sich praktisch nicht vom alten Lehrplan» konnte bestätigt werden. Jedoch lässt sich der zweite Teil «deswegen ist es ein Leichtes, den Lehrplan 21 im Thurgau einzuführen» widerlegen. 

Einerseits hat man sich sehr dafür engagiert, dass der Lehrplan ohne Probleme umgesetzt werden kann. Dafür hat man einen grossen Aufwand in Kauf genommen und unter anderem Multiplikatoren ausgebildet. 

Andererseits war die Einführung an den Schulen kein Leichtes. Die persönliche Haltung der einzelnen Lehrpersonen gegenüber Veränderungen sei dabei entscheidend. Schliesslich liege es in der Verantwortung der Lehrperson, wie unterrichtet werde. Insgesamt sei der Lehrplan 21 ein gelungenes Projekt und habe sich gelohnt.

Fast Fashion
von Lara Scheppach, BM1 - Gestaltung und Kunst, Klasse M1K17-20a

Fast Fashion bezeichnet ein Geschäftsmodell des Textilhandels. Bei diesem wird die Kollektion laufend geändert und die Zeit von den neuesten Designs der Modeschöpfer zur Massenware in den Filialen stark verkürzt. Die stetige Änderung des Sortiments soll die Kunden dazu bewegen, die Verkaufsflächen immer wieder aufzusuchen.

Durch Auswerten von Abverkaufsdaten und schneller Reaktion auf diese (Quick Response) kann der Umsatz weiter erhöht werden. Darunter leiden die Kleidernäherinnen, Baumwollbauern und später auch die Umwelt.

Der Durchschnittseuropäer kauft 20 kg Kleider und Schuhe pro Jahr, doch rund 30 % der Kleider im Schrank wurden seit einem Jahr nicht getragen. Die Textil- und Schuhindustrie verursacht 8 % der weltweiten Treibhausemissionen.

Lara Scheppach hat das Thema «Fast Fashion» mit Hilfe von sieben gestalterischen Disziplinen visuell kommuniziert und künstlerisch aufbereitet. Objekte, Zeichnungen, Plakate, Malereien und Flyer zum Thema sensibilisieren die Betrachterin, den Betrachter. Nicht zuletzt, um den individuellen Kleiderkonsum zu hinterfragen. Dies kann zu einer Neuorientierung des persönlichen Konsumverhaltens führen.

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