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Wenn Lehrpersonen wieder zu Lernenden werden

Unterricht in Zeiten von Covid-19 - aus der Sicht einer Lehrperson

Das Coronavirus steuert uns alle, ob wir das wollen oder nicht. Machte der Lockdown aus einfachen Lehrpersonen (fast) Computerexperten, so verlangt uns die zweite Welle etwas anderes ab. Claudia Engeler, Lehrperson für Deutsch und Englisch am BZWW, über Maskenlesen, Quarantäne und virtuelle Klassenzimmer:


Claudia Engeler, Lehrperson für Deutsch und Englisch
2. Dezember 2020


Das "Maskenlesen" fordert alle Beteiligten neu heraus.

Während des Lockdowns, der an unserer Schule bis Mitte Juni dauerte, unterrichteten wir Lehrpersonen mit MS Teams. Wir verwendeten diesen Begriff bald ganz selbstverständlich, obwohl wir ihn vor März 2020 noch nie gehört hatten.

Statt vor der Klasse zu stehen, sassen wir zu Hause vor dem Bildschirm und navigierten unsere Lernenden durch «Dateien», «Aufgaben» und durchs «Notizbuch», indem wir Kanäle eröffneten und wieder ausblendeten, Besprechungen starteten und diese wieder verliessen. Wir waren in verschiedenen Chats unterwegs, wir luden hoch und luden herunter, wir kopierten Links und fügten Registerkarten hinzu, wir öffneten Dokumente in SharePoint, wir synchronisierten und wandelten Word-Dokumente in PDF-Dokumente um. Wir scannten Texte ein und führten das Snipping Tool aus.

Dabei waren wir uns unserer Rolle bewusst: Kaum hatten wir den Umgang mit MS Teams gelernt – schnell und gründlich die einen, rudimentär die anderen –, hatten wir unseren Lernenden per Fernunterricht den Unterrichtsstoff zu vermitteln.

Zweite Welle mit neuer Herausforderung
Die zweite Welle fordert uns nun auf einer weiteren Ebene: In der Grundbildung halten wir zwar Präsenzunterricht, wie wir es schon immer gemacht haben. Neu ist, dass alle Beteiligten Gesichtsmasken tragen. Wie sehr diese die Kommunikation beeinflussen, zeigt sich in der täglichen Arbeit; denn es ist schwierig, hinter der Maske den Menschen mit seinen Gefühlen zu sehen.

Die Bedeutung der Mimik in der nonverbalen Sprache
Plötzlich wird uns Lehrpersonen bewusst, wie wichtig der Gesichtsausdruck in der Kommunikation ist und was alles fehlt, wenn dieses Element ausfällt. Der Augenausdruck lässt sich nur im Zusammenspiel mit der Mundpartie deuten. Wie sollen wir erkennen, ob der Stoff verstanden worden ist, wenn wir nicht in den Gesichtern der Lernenden lesen können?

Wir werden womöglich erfinderisch und bitten die Lernenden um «Daumen rauf» oder «Daumen runter», oder wir lassen sie durch Emojis ihre Gefühlslage zeigen. Was für die Lehrpersonen gilt, trifft auch auf die Lernenden zu: Sie können die Emotionen der Ausbildnerinnen und Ausbildner nicht immer ausmachen. Dies umso weniger, als auch die Stimme durch die Maske verfremdet wird. Beide Seiten haben demnach etwas zu lernen, nämlich mit den Augen zu lächeln oder – falls nötig – streng zu sein und mit den Augen Fragen zu stellen.

Neuer Grund für Absenz: Quarantäne
Neuerdings erstellen wir zwei Lektionspläne: einen für die anwesenden Lernenden, einen zweiten für die Lernenden, die sich in Quarantäne befinden. Also arbeiten wir erneut mit MS Teams; wir laden Lernende zu Videokonferenzen ein, schalten sie zu und schalten sie wieder stumm. Wir teilen den Bildschirm, während wir am Smartboard Regeln erklären oder am Whiteboard Notizen anbringen. So wechseln wir ständig vom realen ins virtuelle Klassenzimmer. Die einen lösen diese Aufgabe virtuos, andere sind weniger gewandt.

Aber alle Lehrpersonen stellen fest, dass der – manchmal floskelhaft wirkende – Spruch vom «lebenslangen Lernen» mit dem Fernunterricht eine neue Dimension erhalten hat.

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