Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse

Abschied von Hans Hermann

35 Jahre Lehrtätigkeit am BZWW

Pensionierung Hans Hermann, Profilleiter E-Profil


Hannes Jeggli, Prorektor
Juni 2015

Am BZWW seit 16. April 1979

1.    Lieber Hans, du kannst auf 35 Jahre Lehrtätigkeit am Bildungszentrum Wirtschaft Weinfelden zurückblicken. Was ist bei dir davon besonders in Erinnerung geblieben?
H.H.: Als ich als Handelslehrer an der damaligen ZKBW angefangen habe hat auch die Informatik an den Berufsschulen Einzug gehalten. Unsere Schule hat den Einfluss, den der Computer in der Berufswelt haben wird, sehr früh erkannt und auch entsprechend investiert. 1983 wurden Fr. 160‘000.- in neun unvernetzten „Alphatronic“-Computer mit 64KB RAM und zwei Diskettenlaufwerken investiert, um den Lernenden im damaligen Fach EDV praktische Erfahrungen zu ermöglichen. Erst jetzt konnten die Lernenden Textverarbeitung und Tabellenkalkulation lernen und mit „Basic“ und „Cobol“ programmieren.
Als Informatikverantwortlicher der ZKBW und des BBZ habe ich diese ersten Schritte mit der Vernetzung der PC’s weiterentwickelt. In unserer Weiterbildung und für das SIBB für Lehrpersonen der Schweiz (heute: SBFI) konnte ich die Erfahrungen in Kursen weitergegeben. Als eigentliches Highlight in dieser Tätigkeit sehe ich vor allem, dass der erste Accesspoint fürs Internet in Weinfelden damals im BBZ installiert worden ist und der Domänennamen „bbz“ reserviert werden konnte. So gewannen wir früh einen gewichten Standortvorteil in Weinfelden und im ganzen Kanton Thurgau.
Dann erinnere ich mich noch gut daran, dass wir ab 1997 als Pilotschule (nur fünf in der ganzen Schweiz) die Reform der kaufmännischen Berufsbildung an vorderster Front mitgestalten durften. Wir waren namhaft daran beteiligt, dass die Kaufleute in allen Fächern einen leistungszielorientierten Lehrplan erhalten haben. Hier konnten wir Pionierarbeit leisten und Ideen aus dieser Zeit finden sich heute noch in den Projektarbeiten „Vertiefen und Vernetzen“ der neuen Bildungsverordnung 2012.
Diese Arbeit hat auch darin ihren Niederschlag gefunden, dass ich seit 2000 als Koordinator für die Erstellung der zentralen Lehrabschlussprüfungen im Fach Wirtschaft und Gesellschaft für B- und E-Profil verantwortlich bin.

2.    Was kannst du als „Höhepunkte“ in deiner Lehrerlaufbahn aufzählen?
H.H.: Ich kann hier keinen speziellen Höhepunkt als einmaliges Erlebnis aufzählen. Glückliche Momente als Lehrperson habe ich immer wieder erlebt. Es hat mir immer grosse Freude bereitet, mit jungen Leuten zu arbeiten und ihnen die wirtschaftlichen Grundlagen näher zu bringen. Mir war es nie langweilig bei meiner Arbeit und darum bin ich auch nie müde geworden. Die jungen Menschen haben mich auch jung erhalten.

3.    Hast du auch Momente erlebt, die dir aus heutiger Sicht peinlich erscheinen?
H.H.: Da muss ich ein bisschen überlegen, da der Mensch dazu neigt, das negative zu vergessen! Doch: in den Anfängen als Handelslehrer war es im Lehrerzimmer noch erlaubt zu rauchen. Einige Kolleginnen und Kollegen von damals wollten im Lehrerzimmer ein Rauchverbot einführen und ich als ehemaliger Raucher habe mich gegen diesen Vorschlag eingesetzt. Wegen des Rauchverbots habe ich kurz darauf, ohne es bewusst zu wollen, mit dem Rauchen aufgehört.

4. Über 1200 Lernende haben deinen Unterricht geniessen dürfen. Kannst du dich an welche heute noch erinnern?
H.H.: Mein bekanntester „Schüler“ war sicher Peter Stamm, der heute als Schriftsteller im ganzen deutschsprachigen Raum berühmt ist. Erst kürzlich hat eine meiner ehemaligen Lernenden, Diana Gutjahr, im Wahlkampf für den Nationalrat mitgemacht und dabei recht gut abgeschnitten. 
Überall treffe ich immer wieder ehemalige Lernende, welche mich auch heute noch freundlich grüssen, was ich eigentlich als gutes Zeichen für meine Arbeit werte.
Zwei ehemalige Lernende haben nach der KV-Lehre das Studium als Wirtschaftslehrerinnen ergriffen und waren sogar bei mir im Praktikum.

5. Du hast jetzt mehr freie Zeit. Was machst du mit diesen geschenkten Stunden?
H.H.: ich bin immer noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Einmal pro Woche hüte ich am Nachmittag meine jüngste Enkelin, die noch nicht ganz ein Jahr alt ist. Ich geniesse dies in vollen Zügen und erlebe intensiv, dass ich vermehrt einfach Zeit habe.

6. Was gibst du dem BZWW für die Zukunft mit auf den Weg?
H.H.: Für mich scheint es besonders wichtig, dass das BZWW bei den Lernenden die ganzheitliche Entwicklung nicht aus den Augen verliert. Das vernetzte Denken und das lebenslange Lernen müssen in der jeder Ausbildung verinnerlicht werden. Der Abschluss der kaufmännischen Lehre ist nicht das Ende des Lernens, sondern ein erster Schritt in eine dynamische Berufswelt und in die Gesellschaft. 

Hans, ich danke dir für deine langjährige Arbeit und deine offenen Worte in diesem Gespräch. Wir wünschen dir noch sehr viele geschenkte Stunden.
 

Hans Hermann, Profilleiter E-Profil