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"Mer muass Gschicht nid erfinda, nu finda"

Autorenlesungen am BZWW mit Arno Camenisch

Um Büchern Gesichter zu verleihen und mehr über die Arbeit der Autoren zu erfahren, veranstaltet das BZWW regelmässig Autorenlesungen. Im Schuljahr 2015/16 mit Arno Camenisch. 1978 im Kanton Graubünden geboren, schrieb er Bücher wie ‹Hinter dem Bahnhof›, ‹Die Kur› oder ‹Die Launen des Tages›. Er wurde mehrfach für seine Werke ausgezeichnet.


Tamara Schmid, Lehrperson Deutsch

«Was erwarten Sie von der Autorenlesung? Wen erwarten Sie?» Diese Fragen stelle ich den Lernenden im Vorfeld. Sie antworten schnell: «Arno Camenisch wirkt auf den ersten Blick, als lebe er in einer eigenen Welt. In den Interviews führt er aber viele interessante Gedanken auf», meint ein Lernender. «Und ich stelle ihn mir als anstrengend vor. Ich würde wohl mit ihm nicht meine Freizeit verbringen wollen», sagt eine andere.

Eine Lesung mit Körper, Herz und einer besonderen Stimme
Nun sitzen wir im Plenarsaal des Bildungszentrums Gesundheit und Soziales (BfGS). Arno Camenisch sucht den Text, den er als Einstieg vorgesehen hat. Seine Hände fahren immer wieder durch seine Haare, seine Beine sind in Bewegung. Den Text findet er nicht. Dann liest er halt «irgendwo in der Pampa». Lesen trifft es allerdings nicht ganz: Camenisch lässt die Erzählung in einem besonderen, bündnerisch gefärbten Singsang erklingen. Seine Körpersprache ist ganz dem Text gewidmet, er führt ihn geradezu auf. Dabei nimmt er Kontakt mit dem Publikum auf und reagiert auf dieses.

Das Geheimnis eines guten Textes liegt im Detail
Nach der Lesung gibt Arno Camenisch den Lernenden einen Einblick in sein Schaffen. Und zwar nicht nur in Bezug auf den kreativen Arbeitsprozess, sondern auch im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen als Autor. Er zeigt auf, wie schwierig es ist, in der Schweiz vom Schreiben zu leben. Seinen an Wirtschaft interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern vermittelt Camenisch Informationen zum Buchmarkt und vergleicht sein Schreiben mit der Werbung: Die Werbung wolle einprägsame Bilder erzeugen, das tue auch er. Nach Meinung des Autors führen jedoch erst die Details, wie besonders genaue Beobachtungen, zu einem guten Text. Er beschreibt alltägliche Momente, stellt diese ein bisschen verschoben dar und zeigt eine etwas andere Sicht auf, bei der Humor nicht fehlt

Die Lernenden revidieren ihren ersten Eindruck
«Ich bin positiv überrascht. Ich finde Arno Camenisch sehr sympathisch. Wahrscheinlich kaufe ich mir nun sogar ein Buch von ihm», meint die Schülerin, die den Autor als anstrengend eingestuft hatte. Und eine andere sagt: «Ich finde es toll, wie er auf uns eingegangen ist. Diese Lesung habe ich wirklich interessant gefunden».

Arno Camenisch hat mit seiner Begeisterung die Lernenden sichtlich gepackt. Sie haben einen Menschen kennen gelernt, der über Texten brütet und sie poliert, damit sie besondere Sichtweisen ermöglichen. Den Lernenden ist klargeworden, dass die oftmals harte Arbeit als Autor nicht zu wirtschaftlichem Reichtum führt, dass sie den «hochbegabten Sprachartisten» (FAZ) aber erfüllt und er dafür seine Texte mit ganzem Herzen schreibt. Für diese bereichernde Begegnung dankt die Fachschaft Deutsch der Schulleitung, die unsere Autorenlesung ermöglicht.

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