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"Räge-Rägetröpfli, äs rägnet uf mis Chöpfli"

In die Stiftsbibliothek am Erlebnistag bei den Medizinischen Praxisassistentinnen

Im ersten Quartal finden für alle neuen Lernenden sogenannte Erlebnistage statt. Kulturelle und persönliche Erlebnisse, gegenseitiges Kennenlernen und Spass gehören zum Programm. Bei den Medizinischen Praxisassistentinnen (MPA) ging es im Schuljahr 2015/16 in die Stiftsbibliothek. Der Bericht aus der Sicht einer Klassenlehrperson.


Sabine Guadagnin-Helmen, Lehrperson Deutsch

 

Der Erlebnistag bzw. die Planung dieses Tages beginnt für uns Klassenlehrpersonen schon lange vor dem eigentlichen Ereignis. Simone Haller und ich legen in der letzten Woche vor den Sommerferien fest, wohin die Reise gehen soll. Schnell ist ein Ort gefunden: St.Gallen. Vor allem die Stiftsbibliothek mit der Ausstellung ‹Abracadabra – Medizin im Mittelalter› scheint perfekt zu den neuen MPA-Lernenden zu passen. Die Führung ist schnell gebucht und wir beschliessen, selber ein Städtequiz zusammenzustellen.

Vorbereitungen vor Ort und über Google
An einem heissen Mittwochabend setzen wir unser Vorhaben in die Tat um, schlendern durch die wunderschöne Altstadt von St.Gallen, erstellen einen entsprechenden Fragenkatalog und kontrollieren noch schnell die Wetteraussichten für den kommenden Montag – dem Durchführungstag. Perfekt: Google verspricht uns warmes und sonniges Spätsommer-Wetter.

Am Samstagabend werfe ich einen kurzen Kontrollblick auf die Wettervorhersage und erschrecke. Für Montag ist plötzlich starker Dauerregen mit Gewittern angesagt. Was tun? Der Mailverkehr zwischen Simone und mir und der zwischenzeitlich hinzugekommenen Eveline Lanz läuft heiss. Wir suchen nach Alternativen, die aber in der Kürze der Zeit alle wenig vielversprechend erscheinen. Wir beschliessen, bei unserer ursprünglichen Planung zu bleiben. In der Nacht auf Montag schlafe ich nicht nur wegen des vor meinem Fenster tobenden heftigen Gewitters schlecht.

Gute Laune zum verregneten Erlebnistag
Es ist Montagmorgen und ich werde bereits das erste Mal beim Gang vom BZWW zum Bahnhof nass. Eine erste Gruppe Lernende wartet schon auf mich. Irgendwie scheint die Aufforderung, sich mit Regenschutz und Schirm auszurüsten, überlesen worden zu sein. In Richtung St.Gallen zeigt sich der Himmel bereits von hier aus von seiner schwärzesten Seite. Trotzdem versuche ich, gute Laune zu verbreiten und mit den neuen Lernenden ins Gespräch zu kommen.

Zerriebene Mumie gegen körperliche Beschwerden
In St.Gallen angekommen, schüttet es wie aus Kübeln. Wir warten noch einige Minuten unter dem schützenden Bahnhofsdach, bevor wir uns in die Fluten stürzen und in Richtung Stiftsbibliothek aufbrechen. Die beiden MPA-Klassen werden aufgeteilt und die spannende Führung beginnt. Einmal mehr bin ich beeindruckt von der gewaltigen Pracht der Bibliothek als solches, aber auch von den Ausführungen des Bibliothekars. So erläutert er uns beispielsweise, dass allein für die Herstellung eines einzigen Buches die Tierhäute von 50 Schafen benötigt wurden. Neben den alten Handschriften, die teilweise skurrile Rezepte gegen Malaria, Schlangenbisse und Lepra enthalten, weckt vor allem die Mumie das Interesse der Lernenden. Das Rezept, bei verschiedenen Beschwerden etwas zerriebene Mumie zu sich zu nehmen, lässt doch einige schaudern und dankbar für die Neuerungen der Pharma-Industrie sein.

Ausgefallene Klassenfotos als Erinnerung
Nach dem Besuch der Stiftsbibliothek nutzen wir die kurze Regenpause, um originelle Klassenfotos mit den von Simone mitgebrachten Accessoires zu machen. Ich bin mir sicher, dass auch diese Fotos an der Abschlussfeier in drei Jahren ihren Platz finden werden und für erstaunte Ausrufe sorgen werden: «Schau nur, wie jung wir damals noch waren».

Städtequiz im Regen und mit ungeplantem Zwischenhalt
Schon setzt wieder Regen ein und die Mittagspause wird vom Park in die umliegenden Restaurants verlegt. Bei immer stärker werdendem Regen hält sich die Begeisterung der Lernenden, das Städtequiz in Angriff zu nehmen, durchaus in Grenzen. Zügig teilen wir die Lernenden in vier Gruppen auf, verteilen die Pläne mit den Fragen und erklären kurz das Vorgehen. Treffpunkt ist in zwei Stunden wieder das Brühltor. Mit sehr unterschiedlichem Elan machen sich die einzelnen Gruppen auf den Weg. Währenddessen laufen wir zur Vadianstatue, die einer der Posten des Rundkurses ist. Dort wollen wir uns bereitstellen, um später Fotos zu machen. Kaum sind wir eingetroffen, sehen wir schon die erste Gruppe zielstrebig von der Multergasse herunterkommen. Multergasse – Vadianstatue? Irgendetwas scheint hier falsch zu laufen. Der Rundkurs war doch anders ausgeschrieben! Zu unserem grossen Erstaunen biegt die Gruppe kurz vor der Statue nach rechts ab und verschwindet geschlossen im Starbucks-Café. So war das nicht geplant. Und als Simone mit der Kamera bewaffnet entschlossen in ebendieses Café eintritt, wenden sich ihr sieben sehr schuldbewusste junge Gesichter zu, die sich auch noch eine Stunde später darüber wundern, wie wir sie so schnell gefunden haben.

Eis-Essen als krönender Abschluss
Gegen Ende des Parcours ist plötzlich das Wetter wieder gut. So passt unser letzter Programmpunkt, das gemeinsame Eis-Essen, wieder hervorragend ins Konzept. Vielleicht schweisst ja gerade ein solch verregneter Erlebnistag mit Schwierigkeiten besonders zusammen. Ich bin gespannt und freue mich auf die nächsten drei Jahre mit diesen findigen und charmanten jungen Frauen.

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