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Den dualen Berufsalltag leben

Neben ihrem Studium und ihrer Unterrichtstätigkeit führt sie eine eigene Beratungsagentur.

Seit 5 Jahren unterrichtet Silvia Germann am BZWW Wirtschaft. 2016 hat sie zudem die Ausbildung zur Berufsfachschullehrerin im Fachbereich Wirtschaft abgeschlossen. Aber das ist nicht alles: Neben ihrem Studium und ihrer Unterrichtstätigkeit führt sie eine eigene Beratungsagentur. Ein Einblick.


Silvia Germann, Lehrperson Wirtschaft

Nach über 20 Jahren beruflicher Tätigkeit in internationalen Grosskonzernen entschloss ich mich, an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PH) die Ausbildung zur Berufsfachschullehrerin anzutreten. Im Studium war ich bei weitem nicht die einzige, die nach einigen Jahren in der Wirtschaft in den Lehrberuf wechselte. Viele von uns ‹älteren Semestern› unterschätzten jedoch diesen Schritt. Das Lehren und Lernen mit jungen Menschen zeigte sich als eine neue Herausforderung. Ich gebe zu, dass ich anfangs ein paar Mal dachte: «Im alten Job war es einfacher.»

Doch wo lag der Unterschied?
Einen wesentlichen Unterschied sehe ich vor allem in den drei zusammenhängenden Faktoren ‹Zielsetzung›, ‹Prozess der Zielerarbeitung› und ‹Zielerreichung/Honorierung›. Die Praxis zeigt denn auch: Teams, welche die drei Faktoren aufeinander abstimmen und die während der Projektarbeit achtsam geführt werden, sind erfolgreicher. Die Umsetzung ist aber nicht immer so leicht. Dies wird dadurch verdeutlicht, dass über das Thema unzählige Bücher geschrieben wurden und sich in der Beratung ein ganzer Industriezweig damit beschäftigt.

Dem gegenüber steht der Unterricht. Bereits bei der ‹Zielsetzung› habe ich eine Differenz mit meiner Klasse. ‹Bestehen des Qualifikationsverfahrens (QV)› ist für mich als Lehrperson ein kollektives Ziel. Für den Lernenden ist es hingegen ein individuelles Ziel. Die Ambitionen der einzelnen Lernenden reichen von «sehr gutem Bestehen» bis zu «knapp durch reicht auch» und sind damit sehr unterschiedlich. Der ‹Prozess der Zielerarbeitung› erfolgt zwar zu einem grossen Teil im Kollektiv, das Beherrschen der Lernziele muss jedoch von jedem Lernenden selber geleistet werden. Zuletzt ist die ‹Zielerreichung/Honorierung› auch ein ganz individueller Faktor. Das Bestehen oder Nichtbestehen des QV oder der Berufsmaturitätsprüfung ist eine Einzelleistung.

Das heisst: Das Abstimmen der drei Faktoren ‹Zielsetzung›, ‹Prozess der Zielerarbeitung› und ‹Zielerreichung› für das Kollektiv ist aufgrund der heterogenen Klassen im Lehrberuf eine noch grössere Herausforderung als in Teams in der Berufspraxis, jedoch Alltagsgeschäft.

Praxiswissen aus Beratungsagentur
Seit rund 2.5 Jahren führe ich neben meiner Unterrichtstätigkeit meine eigene Beratungsagentur. Dass ich die Praxiserfahrung aus meinen Mandaten auch im Unterricht einsetzen kann, liegt auf der Hand. Für mich selber aber überraschend ist, wie sehr ich heute als Consultant durch meine Erfahrung als Lehrperson im Projektmanagement auf die Abstimmung der Faktoren ‹Zielsetzung›, ‹Prozess der Zielerarbeitung› und ‹Zielerreichung› sowie auf die Heterogenität in den Teams achte.

Ich erlebe die zwei Bereiche Lehrperson und Beratung als komplementär und sich bereichernd. Ich lebe einen dualen Berufsalltag, so wie dies meine Lernenden auch tun.