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So werden KV-Lernende ausgewählt

Zwei Ausbildungsbetriebe erzählen

Worauf achten Ausbildungsbetriebe bei der Rekrutierung von Lernenden eigentlich? Welche Kriterien sind ihnen besonders wichtig? Wir haben bei der Finanzverwaltung der Stadt Weinfelden und bei der Thalmann Treuhand AG nachgefragt – und spannende Antworten erhalten.


6. Dezember 2021
Gianni Fasoli

    



Erwin Wagner, Leiter Finanzverwaltung,
Stadt Weinfelden 

 

 

 



             

Angela Martin, GL-Assistenz und Sekretariat,
Sachbearbeiterin Personalwesen,
Thalmann Treuhand AG 







INTERVIEW MIT ERWIN WAGNER UND ANGELA MARTIN

Wie wählen Sie die KV-Lernenden aus?
Angela Martin: Wir starten unseren Bewerbungsprozess meistens im Frühjahr mit den Anfragen der Schnuppertage der Oberstufenschülerinnen und -schüler. Es ist oft schwierig, im richtigen Moment die richtige Person zu finden, da auf dem Lehrstellenmarkt keine Rücksicht auf andere Lehrbetriebe genommen wird. Wir sind aber immer offen für Spontanbewerbungen und prüfen auch kurzfristige Anfragen. 

Erwin Wagner: In den letzten Jahren erhielten wir jeweils zwischen 10 und 15 Bewerbungen für unsere zwei Lehrstellen pro Jahr. Nach der Sichtung der Bewerbungen, der Schulzeugnisse und des Stellwerktests bieten wir maximal 8 Bewerbende zu einem Vorstellungsgespräch auf. Danach laden wir 4 Bewerbende zu einem weiteren Termin ein. Dabei haben sie Arbeiten in den beiden Bereichen Mathematik/Informatik und Deutsch/Text zu erledigen. Zudem werden manchmal auch Referenzen eingeholt und die allfällige Teilnahme am Schnuppernachmittag berücksichtigt.

Die Schwierigkeit ist oft, dass viele Bewerbende im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck hinterlassen. Dann geben die Zeugnisnoten und die Tests wie Stellwerk oder Multicheck den Ausschlag. Das Bauchgefühl meiner Kollegin und mir spielen sicher auch eine Rolle.

Wer hat ein Mitspracherecht bei der Auswahl und wer entscheidet?
Angela Martin: Meine Kollegin und ich entscheiden als Berufsbildnerinnen gemeinsam in unserem Betrieb. Natürlich holen wir nach einem Schnuppertag die Meinungen der aktuellen Lernenden und der anderen involvierten Mitarbeitenden ebenfalls ein.

Erwin Wagner: Die Entscheidung über die Auswahl der Lernenden liegt bei mir als Berufsbildner und meiner Arbeitskollegin aus dem Stadtpräsidium, welche mich bei der Ausbildung und im Coaching unserer Lernenden unterstützt. Der Stadtrat hat ein Vetorecht und verabschiedet die Wahl.

Wie begleiten Sie die schulische Ausbildung Ihrer Lernenden am BZWW?
Angela Martin: Wir tauschen uns regelmässig mit den Lernenden über die schulischen Leistungen aus. Beim Unterzeichnen des Lehrvertrages legen wir fest, dass wir die Verantwortung vollumfänglich für den betrieblichen Teil tragen und die Eltern für den schulischen Teil zuständig sind. Die Noten werden von den Lernenden in der Ausbildungs- und Lernplattform eingetragen und können so von uns jederzeit eingesehen werden. Natürlich unterstützen wir die Lernenden in allen Belangen. Bei Bedarf motivieren wir sie, an Stützkursen teilzunehmen oder bieten interne Trainingseinheiten an. Es ist wichtig, dass die Lernenden begleitet werden.

Erwin Wagner: Jedes Schulzeugnis wird mit mir mündlich besprochen. Mögliche Rückmeldungen aus dem Lehrkörper des BZWW werden sehr ernst genommen und haben je nach Art ein sofortiges Gespräch mit möglichen Massnahmen zur Folge. Bei ungenügenden Leistungen haben mir die Lernenden jede Note direkt zu melden oder mir den Zugang zu ihrem Schulkonto zu geben. Als Mitglied in der Berufsfachschulkommission am BZWW und der Prüfungskommission habe ich direkten Kontakt zum BZWW und kenne viele Lehrpersonen und die Schulleitung persönlich. Dies vereinfacht den Informationsaustausch.

Inwiefern unterstützen Sie Ihre Lernenden bei der Karriereplanung?
Angela Martin: Ein Ziel jedes Lehrbetriebes sollte sein, dass man die Lernenden nach dem Lehrabschluss einstellen kann. Wir legen grossen Wert darauf, damit die Lernenden in der Arbeitswelt Fuss fassen können und unterstützen auch weitere berufsbegleitende Ausbildungen. Es liegt uns am Herzen, mit den Lernenden in einem ehrlichen und regelmässigen Austausch zu sein.

Erwin Wagner: Natürlich unterstützen wir unsere Lernenden gerne auch über die Lehre hinaus. Dank meinem grossen Netzwerk werde ich beispielsweise immer wieder auf interessante Stellen für Lehrabgängerinnen und -lehrabgänger aufmerksam gemacht. Wenn die Lernenden nach Lehrabschluss die Berufsmatura nachholen möchten, können wir ihnen nach Möglichkeit eine befristete Teilanstellung anbieten. Ich nehme mir aber auch immer gerne Zeit, um mit den Jugendlichen ihre Karriereplanung zu diskutieren oder ihnen Tipps aus meiner langjährigen Berufs- und Lebenserfahrung mitzugeben.
 

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